Dank reduzierter Außer-Haus-Aktivitäten und in der Winterzeit längeren Abenden auf dem Sofa kann man sich gut dem Hören von Podcasts widmen. Heute möchte ich einen Fotografie-Podcast vorstellen der Spaß macht, die eigenen Englisch-Fähigkeiten verbessert und fachlich interessant ist: Fujicast. Die beiden Podcast-Hosts sind Neale James und Kevin Mullins – ihres Zeichens Hochzeit-Fotografen in Groß-Britannien.
Die Episoden sind immer gleich aufgebaut, was super funktioniert, da ich als Hörer in einer Art Sandwich-Layertechnik immer weiß, wo ich mich befinde und welcher Abschnitt folgt. Los geht’s mit ein bißchen Alltagsgeplänkel, gefolgt von Hörerfragen über Fotografen-Interwies zum Buch der Woche, um mit Hörerfragen zu enden. Zwischendurch flechten sie nochmal Frage & Antwort Sessions mit dem Marketing-Leiter von Fujifilm aus UK ein.
Ja, die Kameras, die immer auch Thema sind, sind eher von Fujifilm, weil auch die beiden Fujifilm nutzten, aber es ist kein Marken-Werbe-Podcast und man darf auch Fragen zu anderen Kameras stellen, siehe Episode #157: Fujifilm vs. Nikon vs. Leica. Kevin Mullins ist ein bißchen verliebt in die X100-Serie, was hier erwähnt werden darf, aber das schmälert das Vergnügen nicht den Beiden zuzuhören, wenn sie sich im besten Brit-English gerne (schwarz-)humorvoll über die Länge des 2ten, 3ten, etc. pp. Lockdown und dessen Auswirkungen privater und geschäftlicher Natur die Bälle zuwerfen.
Die Klammer mit den Hörerfragen ist mal spannend mal nicht so, wie eben die große Bandbreite der Hörerschaft nahelegt. Highlights sind unbestritten das Interview mit einem Fotografen/-in und das Fotobuch der Woche, was Kevin Mullins vorstellt.
Die interviewten Fotografen sind von Neale James sehr gut ausgewählt und zeigen die Berufsfotografie aller Professionen: Familie, Autorennsport, Hunde oder Werbung. D.h. man bekommt hier einen tollen, durchaus ungeschminkten Eindruck darüber wie es in diesen Sparten im Profileben zugeht. Die Fragetechnik der beiden und überhaupt der ganze Podcast-Stil ist sehr persönlich. Die beiden nehmen einen mit und lassen einen teilhaben an den Überlegungen zweier langjähriger Hochzeits- & Profifotografen zu Zeiten der langen Corona-Durststrecke.
Extrem abwechslungsreich sind die ‚Book of the week‘-Tipps. Eigentlich meint man ja in seiner eigenen Fotobuch-Sammlung einen soliden Grundstock zu haben, nein, dem ist nicht so, wenn man mal 2-3 Episoden gehört hat. Hier werden (britische) Klassiker vorgestellt: Don McCullin und James Ravillious oder Fotobände über das Discofieber-Leben in New Yorker Clubs oder das Verschwinden der Tante Emma Läden. Wer nicht weiß, was er sich zu Ostern, Geburtstag und Weihachten schenken lassen soll, wird hier garantiert fündig.
Ihr Englisch ist sehr gut zu verstehen, man geht hier nicht im Peaky Blinders-Slang verloren. Darüber hinaus erstellen sie zu jeder Episode umfangreiche Shownotes, die den Inhalt zusammenfassen, alle benannten Fotografen/-innen via Fotos, YouTube, Instagram vorstellen und das ‚Book of the week‘ verlinken. Es lässt sich alles akribisch nacharbeiten an nassen Februarsonntagnachmittagen.
Ich empfehle den Podcast wärmstens, allein schon wegen des wunderbaren Running Gags:
es steht seit vielen, vielen Folgen ungeklärt im Raum, ob nicht Neale das Fujinon XF 1,4/35mm von Kev bei sich im Fotostudio „verlegt“ hat. 😉
Erscheinungsweise: wöchentlich, immer am Montagmorgen (während des ersten Lockdowns täglich, siehe im fujicast-Archiv)
Episodendauer: ca. 1 Std. gerne auch mal etwas mehr
Website des Podcasts: https://www.fujicast.co.uk
Website von Neale James: https://www.nealejames.com
… und Kevin Mullins: https://www.kevinmullinsphotography.co.uk
Für Schwarzweiß-Enthusiasten die von Kevin Mullins gehostete Site: https://www.ministryofshadows.co.uk