Gestern fand in Hamburg der erste vom Photohaus Colonaden/Meister Camera organisierte Streetfotografie-Tag statt, um die Hamburger Streetfotografie-Szene ein bißchen zusammenzutrommeln, um sich auszutauschen, um Kameras anfassen zu können und um Input zu bekommen durch zwei inspirierende Vorträge. Das ich dazu aus Bremen angereist war, habe ich keinem Hamburger verraten.
Der erste Vortrag war von Pia Parolin (der Name ist echt und nein, sie stammt nicht aus Pisa) die einen Vortrag über das Thema „Flow“ und „Entwicklung“ in der Fotografie gehalten hat. Sie hat hierzu auch zwei Bücher geschrieben und das neueste heisst „Entwickle deine Fotografie!“. Insbesondere das Thema „Flow“ ist ihres, so dass sie darüber ausführlich berichten konnte, was sie immer anschaulich mit persönlichen Beispielen und Fotos untermalt hat. In den Flow kommen, in diesem bleiben, ihn fotografisch ausnutzen und danach erschöpft die Beute sortieren. In ihrem ersten Buch „FLOW – Fotografieren als Glückserlebnis“ geht sie darauf ausführlichst ein. Cool fand dich, wie sie für sich festgestellt hat, dass sie Farbe in Bildern mag und damit dem Beinahe-Diktat des S/W-Stils der Streetfotografie entgegentritt. Chapeau!
Der zweite Vortrag war von Siegfried Hansen der ein weitbekannter Streetphotographer ist. Sein Hauptthema war waren Trigger. Trigger, die er sich selber suchte, die wir, die Zuhörenden sich selber suchen sollten, von denen er inzwischen gute hundert in seinem Repertoire hat, die ihm immer einen Anlass geben mit der Kamera ein Bild zu machen und das ist ja am Ende der Punkt: das Bild machen, um dann zu gucken: passt oder passt nicht und beim nächsten Mal nehme ich mir das und das zur Verbesserung vor. Er wollte neben seinen Triggern: Motorräder und Autos verhüllt, Abdeckfolien auf Flohmärkten, Puppen, Tiermotiv-T-Shirts, seinem Publikum einen seiner Trigger suggestiv nahelegen: Eistüten … und, was soll ich sagen, ja, hat funktioniert. Im Anschluß an den Vortrag bestand die Hamburger Innenstadt hauptsächlich aus Eistüten – was gut zu den spätsommerlichen Temperaturen passte. Über die Auswahl der Trigger mag man sich streiten, sein Punkt war der, dass wenn man nach und nach ein kleines Repertoire an Trägern im Kopf hat, sich immer ein Anlass bietet ein Bild zu machen, weil man nicht erst darüber nachdenken muss, mach ich das Bild oder lohnt sich das nicht. Wenn mein Trigger Schilder oder Müllhaufen oder coole Autos sind, sehe ich die überall, nehme sie auf und entwickle nach und nach Ideen das Motiv so verfeinern und abzuwandeln. Das war sehr einleuchtend und man bekam direkt Lust rauszurennen, um den ersten Trigger umzusetzen.
Siegfried Hansen, dessen Street-Stil immer an grafischen Elementen als dominierenden und strukturierenden Elementen orientiert ist, weniger am zentral dargestellten Mensch, hat mit Pia Parolin das Buch: „Mit offenen Augen. Eine Wahrnehmungsschule für die Streetfotografie.“ erstellt, was am 30. Nov. 2021 erscheint und bestimmt sehr lesens- und betrachtenswert ist.
Später konnte man noch mit der Streetcommunity durch Hamburg ziehen und seinen Triggern freien Lauf lassen, was sicher stark war, aber bei mir war die Luft raus und ich musste ans und aufs große Wasser. Davon hier ein paar schnelle Impressionen:
Photohaus Colonaden/Meister Camera – nach dem Vortrag von Siegfried Hansen. Erstmal Luft holen.
Trigger: Schirme. Alles ist erlaubt.
Hamburgs Fähren, die einen Kurzurlaub auf dem Wasser bieten und gestern waren öffentliche Verkehrsmittel auch noch frei zu nutzen. Mehr geht nicht!
Gute Laune am Strand. Mit Blick auf Kräne. Besser ist es nirgendwo.
Suchbild mit … Taube (!) im Anflug.
Heute ist Wahltag. Inwieweit den Grünen versprochen wurde, dass die im Dock gebaute Yacht klimaneutral betrieben werden wird, war dem Fährkapitän gestern nicht bekannt.